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Ist die Reinkarnation ein unendlicher Kreislauf?
Foto: Grycaj / Shutterstock.com

Ist die Reinkarnation ein unendlicher Kreislauf?

Wie stellen Sie sich die Unendlichkeit vor? Vielleicht als ein ewig langes Leben, welches auf Dauer doch langweilig und mühsam werden könnte? Oder vielleicht eher wie eine mentale Entspannung, da man sich keine Gedanken um das eigene Ableben und das der Liebsten machen müsste.

Vermutlich hat jeder von uns eigene Vorstellungen im Kopf, wenn wir von der Unendlichkeit sprechen. Für die meisten von uns dürfte das Ganze jedoch sowieso nur Fiktion sein, da wir in Europa eher an ein Leben nach dem Ableben glauben, also eine Wanderung der Seele in das "Paradies". So haben wir es zumindest von den hier führenden Religionen gelernt, welche sich auf monotheistische Lehren beziehen.

Die einzige Unendlichkeit kann somit das Leben nach dem irdischen Leben sein, doch auf unserer Erde gibt es für die meisten von uns kein ewiges Leben. Doch nicht alle Menschen denken so wie wir Europäer bzw. wie wir Menschen im Westen. Die grössten Unterschiede in diesem Bereich liegen wohl im Fernen Osten, besser gesagt in Indien, Thailand und nahe liegenden Ländern. Denn viele dieser Länder praktizieren den Buddhismus oder den Hinduismus.

Beide Religionen haben eine ganz eigene Vorstellung vom Ableben des Menschen, welche sich von den monotheistischen Religionen stark unterscheidet. Denn hier kommt die Seele nicht in das Paradies, sondern kehrt wieder auf die Erde zurück. Das Ganze geschieht lediglich in einem anderen Körper. Es handelt sich also um eine Wiedergeburt bzw. eine Reinkarnation.

Hier bekommt das Wort Unendlichkeit plötzlich eine vollkommen neue Bedeutung und Wahrhaftigkeit. Denn die Menschen werden nach der Theorie des Buddhismus und des Hinduismus immer wieder wiedergeboren. Doch wie lange führt sich dieser Prozess fort? Kann man diesem Kreislauf als Gläubiger entkommen, indem man bestimmte Dinge tut? Und auf welche Weise kann man eigentlich erlöst werden?

Samsara, Karma, Nirwana

Für Buddhisten und Hindus ist dieser scheinbar unendliche Kreislauf kein schönes Gefühl, sondern eher ein immer wiederkehrendes Leben, welches mit der Zeit einfach nicht zum Ziel zu scheinen führt. Dieser Kreislauf nennt sich Samsara. Um aus dem Samsara auszubrechen, muss man das Karma beachten. Umso mehr positive Karma-Punkte man sammelt, desto wahrscheinlicher ist es, früher oder später aus Samsara ausbrechen zu können.

Bei negativen Punkten wird die Seele so lange wiedergeboren, bis man zu einem guten Menschen geworden ist und gute Taten vollbringt. Schafft die Seele es aus dem Samsara auszubrechen, gelangt diese ins Nirwana. Nirwana beschreibt den Zustand der Erlösung, der alle negativen menschlichen Eigenschaften fallen lässt und von der ständigen Wiedergeburt und den Mühen im Leben des Menschen befreit ist.

Samsara: Gut oder schlecht?

Wie Sie sehen, sind die Hindus und Buddhisten also keiner endlosen Wiederholung von Reinkarnationen ausgesetzt, sondern haben durchaus die Möglichkeit, sich aus der Samsara zu befreien und in ein Stadium der Erlösung zu gelangen. Das Nirwana ist wohl der Zustand, welcher am ehesten mit dem ewigen Leben des Christentums oder des Islams verglichen werden kann.

Im Nirwana ist der Gläubige von allen menschlichen Dingen befreit, welche ihn im irdischen Leben belastet haben. Er spürt keinen Neid, keine Gier und keine negativen Emotionen. Allerdings spürt er auch keine positiven Emotionen wie Glück und Freude. Das muss jedoch nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, denn die Seele befindet sich im völligen Gleichgewicht und kann deshalb nicht aus der Ruhe gebracht werden.

Es herrschen weder Gedanken noch Emotionen über die Seele. Und wie wir wissen, sind das schliesslich die Aspekte, welche uns das Leben am meisten erschweren. Natürlich machen sie uns auch glücklich und zufrieden, doch in einem Zustand von völliger Reinheit und Frieden ist kein Platz für störende Faktoren.

Sowohl Buddhisten als auch Hindus haben das Ziel, in das Nirwana zu gelangen und sich zu befreien.

Besonders wenn man zuvor bereits ein nicht allzu leichtes Leben hatte, ist die Lust vermutlich weniger gross, wiedergeboren zu werden und all die Strapazen erneut erleiden zu müssen. Andererseits hat man auch die Chance, als Mensch in einem besseren Umfeld aufzuwachsen und zu leben und somit ein besseres Leben zu führen. Das kommt ganz auf das eigene Karma-Konto an.

Als guter Mensch mit vielen guten Taten wandert die Seele eher in ein besseres Leben. Bei schlechten Taten und negativem Karma kann das im Hinduismus auch dazu führen, dass man als Tier, als Pflanze oder sogar als Stein wiedergeboren wird. Gläubige haben also allen Grund dazu, zu guten Menschen zu werden und sich viele positive Punkte auf ihr Karma-Konto zu laden, sodass der scheinbar ewige Kreislauf irgendwann einmal ein Ende hat oder zumindest das nächste Leben unter besseren Bedingungen gelebt werden kann.

Ob das Samsara nun gut oder schlecht ist, bleibt vermutlich Ansichtssache. Jeder Gläubige hat zumindest die Chance, aus dem Kreislauf auszubrechen, wenn er denn zu einem guten Menschen wird. Im Grunde gleicht Samsara einer sich wiederholenden Lehrstunde, welche lediglich die Aufmerksamen belohnt, die das Gelernte auch tatsächlich in ihrem Leben umsetzen.


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